Der Sportclub Zollikon kommt gegen den FC Fällanden in einem schwachen, seltsam emotionslosen Spiel nicht über ein torloses Unentschieden hinaus und verliert den Anschluss an Tabellenführer Höngg endgültig. In den verbleibenden sechs Partien geht es für den SCZ nur noch darum, den guten Eindruck der bald drei 3.-Liga-Jahren nicht zu schmälern.

Von Dennis Bühler

Vielleicht fehlten am Ende doch zu viele Spieler in den Reihen der Zolliker, um den FC Fällanden, einen bestenfalls mediokren Gegner, besiegen zu können. Ohne Christian Stengele, Tomas Hermida und Nicolas Girod mangelte es der Zolliker Abwehr an Erfahrung und Abgeklärtheit, an zielgerichtetem Spielaufbau auch; ohne Marko Dugandzic fehlte es im Mittelfeldzentrum an Robustheit und an Genauigkeit, wenn die schnellen Aussenläufer Andrea Schärer und Renato Lionzo hätten lanciert werden sollen; und ohne Sandro Camichel und Sascha Martin fehlten auf der Flanke die Alternativen, die bei unerfreulicher Spielentwicklung noch einmal hätten frischen Wind bringen können. Vom langzeitverletzten Michael Hugentobler und dem langzeitabwesenden Alessandro Felder ganz zu schweigen. Insgesamt fehlte dem SCZ nicht weniger als eine ganze Mannschaft: elf Spieler.

So reichte es gegen den FC Fällanden bloss zu einem 0:0-Unentschieden, über das sich die Gäste sichtlich mehr freuen konnten als die Gastgeber. Die Fällander waren sich nicht zu schade, in den letzten Minuten der Partie jede Gelegenheit zur Spielverzögerung wahrzunehmen, und jubelten nach dem Schlusspfiff über einen Punktgewinn, der ihnen in der Tabelle etwa gleich viel nützt wie eine Skiausrüstung im Hochsommer. Indes: Unverdient war es nicht, dass die Gäste nicht mit leeren Händen aus Zollikon abreisten, auch wenn der SCZ insgesamt einen Tick besser war. Doch zu zaghaft waren die Zolliker Angriffe während der gesamten Partie gewesen, zu unkreativ der Spielaufbau, zu selten die klaren Torchancen.

Lionzo trifft, doch das Tor zählt nicht

Der Reihe nach: Bis der FC Fällanden in der 40. Spielminute zu einer ersten guten Torchance kam, die SCZ-Goalie Guy Rämi mit einer starken Reaktion zunichte machte, verlief das Spiel komplett ereignislos. Kurz vor dem Pausenpfiff glich Zollikon das Chancenverhältnis aus, als der gegnerische Torhüter einen Schuss von Carlo Bühlmann nach vorne abprallen liess und Renato Lionzo den Ball über die Torlinie drückte. Der Schiedsrichter aber aberkannte dem Tor die Gültigkeit, weil Lionzo im Abseits gestanden hatte. Ob der sehr gute Unparteiische auch in dieser Situation richtig entschieden hatte, war vom Spielfeldrand nicht auszumachen.

Nach einer guten Stunde intensivierten die Gastgeber ihre Offensivbemühungen. Lionzo, der nun immer besser in Fahrt kam, kurze Zeit später aber unverständlicherweise ausgewechselt wurde, luchste seinem Gegenspieler in der 64. Minute im Mittelfeld den Ball ab und passte auf den Flügel zu Andrea Schärer. Dieser liess sich aus dem Strafraum drängen, konnte aber wenigstens noch in die Mitte passen, wo Lionzo bereitstand und aus der Drehung aufs Tor schoss. Der Fällander Goalie aber hielt ohne Probleme.

Offensivbemühungen zu spät verstärkt

In der 75. Minute köpfelte der eingewechselte Kevin Spalinger im Anschluss an einen Eckball von Andrea Schärer knapp übers Tor. Zwei Minuten später kam erneut Spalinger zur besten Torchance des gesamten Spiels: Igor Drmic, gegnerischer Spielertrainer, Abwehrchef und Bruder des Schweizer Nationalspielers Josip, konnte Spalinger aber im letzten Moment entscheidend bei der Schussabgabe stören. Der Schuss kam unplatzierter als gewünscht, der Goalie konnte in Corner lenken. In der 81. Minute wurde ein Schuss von Sean Winkler im Anschluss an einen weiten Einwurf von Ferry Hermida von einem gegnerischen Verteidiger abgeblockt.

Die Zolliker riskierten nun mehr, sie stellten kurz vor Anbruch der Nachspielzeit – wohl zu spät – auf eine Drei-Mann-Abwehr um, doch alles Anrennen nützte nichts mehr. Eine klare Torchance erspielten sie sich in den letzten zehn Minuten nicht mehr.

Starke Abwehr, enttäuschender Angriff

Wie bei einem torlosen Unentschieden üblich, überzeugte beim SC Zollikon in erster Linie die Defensive. Seinen besten Spieler hatte der SCZ im jungen Innenverteidiger Severin Oechslin, der kaum einen Zweikampf verlor und mit seinem Partner in der zentralen Abwehr stets sattelfest wirkte: Jakub Vanek, der wegen der Absenzen der drei nominellen Innenverteidiger Girod, Tomas Hermida und Stengele aus der 2. Mannschaft ins Fanionteam aufrückte, spielte, als ob er seit Jahren fester Bestandteil der Mannschaft wäre. Seine Kopfballstärke und Cleverness im Zweikampf stand der Equipe jedenfalls gut zu Gesichte.

Mit seiner Unerschrockenheit und Robustheit im Defensivspiel gefiel auch der rechte Abwehrspieler Asdin Azarnait, der im Angriff allerdings manchmal überstürzt wirkte. Weniger zur Geltung kam gegen Fällanden mit Carlo Bühlmann der andere Aussenverteidiger.

Die zentralen Mittelfeldspieler Yves Rämi und Matteo Felder hielten sich defensiv schadlos, konnten in der Offensive aber nicht wie gewohnt Akzente setzen. Einen schwachen Tag schliesslich zog der Angriff um Sean Winkler und die Gebrüder Schärer ein. Allesamt waren sie kaum zu sehen, wobei sie auch das Pech hatten, dem stärksten Mannschaftsteil des FC Fällanden gegenüber zu stehen.

Charaktertest für das Fanionteam

In den verbleibenden sechs Spielen geht es für den SCZ nun nicht mehr um viel – sieben Punkte werden gegen den unangefochtenen Tabellenführer SV Höngg nicht mehr aufzuholen sein, selbst wenn der SCZ am kommenden Sonntag auswärts das Direktduell gewinnen sollte (10.15 Uhr, Sportplatz Hönggerberg). Umso interessanter wird es zu beobachten sein, wie die Mannschaft mit dieser Herausforderung umgeht. Die Mannschaft muss nun beweisen, dass sie Charakter hat und vollen Einsatz zu leisten gewillt ist, auch wenn es ihr – wie zuletzt – nicht nach Wunsch läuft.

Telegramm

SC Zollikon – FC Fällanden 0:0 (0:0). Riet, 70 Zuschauer.

SCZ: G. Rämi; Azarnait, Vanek, Oechslin, C. Bühlmann; Y. Rämi, M. Felder; Lionzo (68. F. Hermida), Winkler, A. Schärer; M. Schärer (59. Spalinger).

Bemerkungen: SCZ ohne Dugandzic (gesperrt), Camichel, Girod, T. Hermida, Hugentobler, Müller (alle verletzt), Martin, Stengele (abwesend), Burger, A. Felder und Niederhauser (alle Auslandaufenthalte). Beim SCZ nicht eingesetzt: F. Bühlmann, Gubler und Ersatzgoalie Eichin. Gelbe Karten: 40. Oechslin ((Un-)Sportlichkeit), 57. Y. Rämi (Foul).